Alle, die den Herrn ernst nehmen, zieht er ins Vertrauen und enthüllt ihnen das Geheimnis seines Bundes. (Psalm 25,14)
Diesen Vers hab ich vor vielen Jahren entdeckt und sofort in mein Herz geschlossen. Von Gott ins Vertrauen gezogen werden, mit ihm seine Geheimnisse teilen – da hat mein Herz sofort gesagt: „Das will ICH sein.“ In einigen Übersetzungen steht es auch so, dass man dann Gottes Freund ist. Auch heute noch ist das etwas, dass mein Herz zum hüpfen bringt. Gottes Freund sein – kann man sich etwas Besseres vorstellen? Ich finde nicht.
Die einzige Bedingung die es hier gibt ist, dass wir Gott ernst nehmen sollen – in einigen Übersetzungen steht auch ihn fürchten sollen. Aber dieses ernst nehmen ist glaub ich schon richtig gut ausgedrückt, weil ich es so erlebe in meinem Alltag.
Gott redet zu uns, den ganzen Tag, aber ich glaube sehr oft bemerken wir es nicht und deswegen gehen uns viele dieser kostbaren Worte verloren. Was passiert aber, wenn wir aufmerksam hinhören? Wenn wir anfangen alles was wir sehen und hören darauf zu überprüfen, ob Gott uns vielleicht dadurch etwas sagen möchte?…dann – so hab ich es erlebt bemerkt Gott das und schenkt uns immer mehr Vertrauen. Er weiht uns in immer mehr Geheimnisse ein und es ist tatsächlich so, dass er unser bester Freund wird.
Mein Erlebnis
Vor fast 2 Jahren hat Gott mich in so ein Geheimnis eingeweiht. In der Nacht vom 24. auf den 25. Januar 2012 habe ich geträumt, dass mein Papa gestorben ist. Es war so ein Traum bei dem man aufwacht und noch eine ganze Weile die Emotionen des Traumes spürt, so als wenn es wirklich passiert wäre. Ich hab mir Gedanken gemacht was Gott mir damit wohl sagen möchte.
So ganz genau konnte ich es nicht greifen, aber ich hab irgendwie gespürt, dass Gott meinen Papa in diesem Jahr ganz besonders auf dem Herzen hat und ich hab mir fest vorgenommen mich mit Gott eins zu machen und für meinen Papa besonders intensiv zu beten im Jahr 2012. Dazu muss ich sagen, mein Papa war Christ und auch ein regelmäßiger Kirchgänger, allerdings war ansonsten nicht viel von seinem Glaubensleben zu erkennen und ich hab mir einfach für ihn gewünscht, dass er wächst in seiner Gottesbeziehung. Gott nochmal so richtig als Papa kennen lernt und einfach frei wird das Leben in einer ganz neuen Leichtigkeit und Tiefe zu leben.
Das Telefonat
Irgendwann im Laufe des Tages hab ich mit meiner kleinen Schwester telefoniert – ich weiß nicht mehr genau wie dieses Gespräch war und worüber wir alles gesprochen haben, aber ich versuche mal den Teil der wichtig ist ungefähr nachzuerzählen:
Ich: „Weißt du was, ich hab heute Nacht geträumt, dass Papa gestorben ist – irgendwie spooky.“
Sie: „Was? Ich hab das auch geträumt.“
Ich: „Echt jetzt? Das ist ja eigenartig. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass wir dieses Jahr ganz besonders für ihn beten sollen.“
Sie: „Witzig, das hab ich auch gedacht – hab mir vorgenommen regelmäßig zu beten und zu fasten.“
Ich: „Ja, ich auch – dann können wir das ja zusammen machen.“
Sie: „Ja, lass mal die anderen fragen, ob die auch mitmachen, das wäre doch cool…“
Wir haben dann noch weiter darüber geredet, was der Traum wohl zu bedeuten hat, ob unser Papa wohl tatsächlich sterben würde? Aber im Grunde waren wir uns einig, dass es um den fleischlichen Tod geht. Darum, dass er einen Neuanfang machen wird mit Jesus und wir wollten ihn dabei unterstützen durch unsere Gebete. Ein paar Tage später haben wir uns dann getroffen mit unseren anderen Geschwistern – ich habe 5 Geschwister und dazu kommen noch 2 Schwager und 2 Schwägerinnen. Mit meinem Mann zusammen gab es also 9 Leute zu überzeugen. Alle waren einverstanden – und wir haben sogar noch ein paar Cousins und Cousinen mit ins Boot geholt.
Das Jahr voller Gebet und Gemeinschaft
Und dann ging ein aufregendes und auch anstrengendes Jahr los. Wir haben uns jeden Sonntag Abend getroffen. Nicht immer alle – einfach alle die Zeit hatten. Im Laufe der Monate haben wir verschiedene Dinge ausprobiert. Wir haben ausgetauscht, auch für einander gebetet, wenn wir krank waren. Wir haben zusammen das Buch Nehemia durchgearbeitet und darin versucht die Bilder für innere Heilung herauszuarbeiten. Wir haben zusammen Soaking gemacht und Eindrücke zusammengetragen – uns gegenseitig erzählt was für Fortschritte wir bei unserem Papa entdecken. Und wir haben zusammen gebetet, geweint, gelacht, gesungen aber am allermeisten gebetet und immer ganz besonders für meinen Papa natürlich.
Im Februar hatte mein Papa Geburtstag und ich hatte auf dem Herzen, das wir ihm alle einen Brief schreiben, darüber was wir an ihm schätzen, woran wir uns aus unserer Kindheit erinnern und darüber, dass wir ihn lieben und uns freuen, dass er unser Papa ist. Dazu muss man wissen, dass wir eigentlich so aufgewachsen sind, dass Worte wie: „Ich liebe dich.“ Nicht gesagt worden sind. Mit ein wenig Überwindung waren aber alle bereit mitzumachen. Mein Papa hat zu uns persönlich, soweit ich weiß, nie etwas über diese Briefe gesagt, aber er hat sich verändert. Er hat plötzlich Dinge gesagt und gemacht, die er vorher nie gesagt und gemacht hat.
Im Laufe des Jahres gab es auf seiner Arbeitsstelle einen Unfall an der Maschine an der er gearbeitet hat, aber durch einen Zufall war er grad nicht da – sonst wäre er tot gewesen. Wir waren so froh, dass Gott aufpasst hat und total ermutigt und noch mehr motiviert danach.
Wir wollten verändern, und veränderten uns selbst
Nach einer Weile ist uns aufgefallen, dass Gott viel mehr noch als am Herzen unseres Papas an unseren eigenen Herzen angefangen hat zu arbeiten. Viele Dinge aus der Kindheit sind endlich mal angesprochen worden – und vergeben worden. Die Beziehungen zwischen uns Geschwistern sind viel intensiver und liebevoller geworden. Wir haben angefangen ehrlich miteinander zu sein, darüber wie es uns wirklich geht und was uns wirklich bewegt.
Und dann irgendwann war das Jahr fast um. Im November hatten wir alle das Gefühl, es ist jetzt genug. Und dann haben wir nochmal mit einem ganz emotionalen Abend einen Abschluss gemacht. Die nächsten Wochen waren gefüllt mit Weihnachtstrubel und vielen Familienveranstaltungen – und es war wirklich zu spüren, dass sich Dinge verändert haben. Wir waren alle voller Erwartung was Gott noch machen wird. Wir waren uns einig, es war erst der Same gesät, die Frucht würde noch kommen.
Mit Atemnot ins Krankenhaus
Ende Januar 2013 hab ich eine SMS von einer meiner Schwestern bekommen mit der Bitte, dass wir für Papa beten sollen – er wäre ins Krankenhaus eingeliefert worden mit Atemnot. Ich war etwas irritiert – hab dann gebetet und war wieder ganz ruhig. Es war als würde der Heilige Geist zu mir sagen: „Es ist alles gut.“ Ich hatte den ganzen Tag den totalen Frieden. Meine kleine Schwester rief mich tatsächlich auch kurz an und meint: „Sag mal, wie geht es dir damit, dass Papa im Krankenhaus ist? Ich hab mich irgendwie an den Traum erinnert.“
Tatsächlich hatte ich mich auch an den Traum erinnert – aber wir waren uns einig, dass alles gut werden wird.
Abends war ich bei uns in der Gemeinde bei einer Gebetsveranstaltung und hatte den Auftrag meinen Papa als Gebetsanliegen weiterzugeben. Fünf Minuten bevor ich zum Mikro gegangen bin hab ich eine SMS bekommen, dass mein Papa wiederbelebt werden musste. Und irgendwie legte sich plötzlich eine tiefe Gewissheit über mich.
Ich war auf einmal in Tränen aufgelöst und nach dem wir alle für meinen Papa gebetet hatten gab es einen Lobpreisteil. Während des Lobpreises hatte ich zwei Eindrücke von meinem Papa und wusste eigentlich schon, dass er bereits im Himmel ist.
Trotzdem hab ich versucht ruhig zu bleiben. Ich bin dann mit meinem Mann ins Krankenhaus gefahren. Dort hab ich dann erfahren, dass mein Papa bereits seit 2 Stunden wiederbelebt wird. Der Rest der Familie war entweder schon da oder ist ziemlich schnell nachgekommen. Wir haben zusammen gebetet und haben versucht die Hoffnung zu bewahren, aber als die Ärztin heraus kam mit der Nachricht über seinen Tod,da war glaub ich Niemand wirklich überrascht – auch wenn alle natürlich geschockt waren. Eigentlich waren wir gerade dabei gewesen seinen 60. Geburtstag zu planen, der in 3 Wochen anstand.
Erst Zuhause hab ich auf das Datum geschaut und war geradezu sprachlos als ich festgestellt habe, dass mein Papa in der Nacht vom 24. auf den 25. Januar gestorben ist. Genau 1 Jahr nachdem ich es geträumt hatte.
Das Fragenchaos
Zuerst gab es ein ziemliches Chaos an Fragen in meinem Innern…Wenn unsere Deutung doch so falsch war, warum hat Gott uns nicht korrigiert? Wozu jetzt dieses ganze Jahr, wenn er doch einfach stirbt am Ende? War alles umsonst? Aber über das ganze Chaos und über all die Trauer hat sich von Anfang an ein tiefer Friede gelegt – ein Wissen darüber, dass Gott keine Fehler macht und eine tiefe Dankbarkeit für dieses letzte Jahr mit meinem Papa. Intensiver hätte es nicht sein können. Wir waren alle so dankbar, dass wir diese Briefe geschrieben hatten- wir hatten alles gesagt was es zu sagen gab. Wir haben erlebt, wie Gott das Herz unseres Papas angerührt und verändert hat. Und wir durften dabei mit Gott zusammen arbeiten.
In den Tagen zwischen seinem Tod und der Beerdigung haben wir uns als Geschwister immer wieder getroffen und zusammen Lobpreis gemacht – wir haben geweint, aber auch gelacht, wenn wir uns an unseren Papa erinnert haben. Und wir waren einfach total überwältigt davon wie gut Gott für uns vorgesorgt hat. Die Beerdigung war sehr bewegend – ungefähr 1000 Leute waren da und wir konnten davon erzählen wie ein großer Gott sich klein macht, sich herunterbeugt und uns seine Geheimnisse zuflüstert, weil er uns liebt.
Natürlich war das folgende Jahr hart für mich. Die Trauer hat viel Kraft gekostet, aber ich bin so dankbar, dass ich keine Sekunde wütend auf Gott war oder mich gefragt habe: „Warum?“ Ich weiß, dass Gott keine Fehler macht und er hat nicht aufgehört mich in seine Geheimnisse einzuweihen und mich dadurch auf wunderbare Weise immer wieder getröstet.
Was hab ich gelernt aus diesen Erlebnissen?
Gott ernst nehmen heißt, auf das was er sagt zu reagieren. Auf das Hören sollte ein Handeln folgen. Auch wenn wir seine Geheimnisse erst falsch deuten – Gott ist souverän und allwissend – auch durch die falsche Deutung kann er uns zum richtigen Handeln bewegen. Ich bin mir sicher, dass es Gottes Schutz war – hätte ich das ganze Jahr in dem Wissen gelebt, dass mein Papa sterben wird hätte ich das Jahr gar nicht so genießen können. Gott ist der beste Freund den man haben kann – Schritt für Schritt sehe ich, wie das was er uns verheißen hat wahr wird – auch wenn wir uns das Ganze anders vorgestellt hatten. Sich auf ihn und auf sein Wort zu stellen ist der sicherste Ort den man haben kann – ein Ort wo man durch nichts erschüttert werden kann.
In den letzten Wochen begleitet mich ein ganz besonderes Lied (Christ the Rock von Kim Walker Smith), dass hervorragend beschreibt wie es mir in diesem Jahr gegangen ist. Auch wenn ich es oft mit Tränen in den Augen mitsinge – ist es trotzdem ein Lied das mich glücklich macht, weil ich weiß, dass es wirklich so ist: Ich stehe auf Jesus und das ist der beste Platz den ich mir vorstellen kann – ganz besonders wenn die Lebensumstände stürmisch sind.
Wenn ich den Psalm 25 geschrieben hätte würde Vers 14 ungefähr so lauten: Wenn ich Gott ernst nehme, dann vertraut er mir seine Geheimnisse an und wird mein bester Freund. Und an diesem vertrauten Ort mit ihm bin ich sicher vor jedem Sturm, er passt auf mich auf. Nichts kann mich dazu bewegen diesen Ort zu verlassen.
Kommentare zu: Gottes Vertrauen haben – der sicherste Ort
Wow, Lenna, was für eine ergreifende Geschichte!!
Gott ist groß!
Vielen Dank, dass Du uns hast teilhaben lassen an diesem Teil Deines Lebens!
Gottes Segen für Dich und Deine Familie. Alles Liebe
Jackie
Vielen Dank, liebe Jackie, für deine lieben Worte.
Toller Artikel! Sehr lesenswert!
Danke für deine Ehrlichkeit und die Zeit die du dir genommen hast!
Lg, Tobi
Danke Tobi. Ich freu mich, wenn das was wir erlebt haben andere ermutigt, dass ist jede Minute wert :)
Zufällig hier gelandet, bin ich so ergriffen von dieser wunderbaren Erfahrung, die du hier schilderst. Das ist so glaubensstärkend und tröstlich.
Es macht Mut, genau hinzuhören und damit zu rechnen, dass der Vater sich mitteilt. Einfach wundervoll – ein Freund und Vertrauter Gottes zu sein. Will ich!!! :-) Danke, Lenna.